Gedankenmuster
Unsere Gemütsverfassung hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab: Erbliche Veranlagung, familiäre Belastungen, frühkindliche Erfahrungen, Erziehungs-modalitäten, Schicksalsereignisse, Vorbilder, Krank-heiten.
Aus diesen Grundfaktoren entstehen unsere eigenen geprägten Gedankenmuster. Wir nehmen die Umwelt, unsere Mitmenschen und Ereignisse so wahr, wie wir sie durch unsere Gedanken „sehen“. Unsere Gedanken beeinflussen unsere Wortwahl, unsere Kontakte und schließlich aufgrund unserer eigenen Gedanken treffen wir Entscheidungen, die den weiteren Lebensweg beeinflussen.
Die insbesondere aus früherer Kindheit geprägten Gedankenmuster könnten heißen: `Nur wenn ich fleißig bin, darf ich auf dieser Welt sein´, `Liebe ist nur durch Leiden möglich´, `Ich habe nie Glück´, `Alle wollen mir was wegnehmen´, `Ich bin hässlich´, `Meine Umwelt bestimmt mich, daran kann ich nichts ändern´ usw. Da wir nach solchen Sätzen leben, bestätigt sich die negative Erwartung letztendlich immer wieder.
Unsere Psyche sucht jeden Tag aufs Neue sein Gleichgewicht. Bemerkungen, Gespräche, Gelesenes, Gehörtes, Erlebtes führen zu Gedankengängen, die etwas Unruhe in unser Seelenleben bringen, was unser Unterbewusstsein aber schließlich wieder in ein aktuelles Gleichgewicht pendelt.
Durch bewusstes Wahrnehmen dieser uns eigener Gedankenmuster, nachsinnen über die eigentlichen wahren Ursachen, z.B. „meine Eltern konnten damals nicht anders handeln, weil…“, dann dem Verstehen, verliert sich allmählich das alte eingeprägte Muster und es kann durch bewusste Gedankenübungen in lebensbejahende Sichtweisen umgewandelt werden, z.B. „Ich bin es wert“ „Ich habe eigene besondere positive Eigenschaften“.
Manchmal liegt das Grundproblem viel tiefer. Professionelle Begleitung hilft zu einem leichteren Gedankenleben und damit zur Umwandlung in eine bessere persönliche Umwelt.
Wer ist eigentlich krank
Bei Menschen mit seelischen Entgleisungen frage ich mich immer: Wer ist denn eigentlich krank? Der Depressive oder die Gesellschaft? Wenn man bedenkt, dass wir Menschen die meiste Zeit unseres geschichtlichen Daseins in großen Familienverbänden und Dorfgemeinschaften zusammenlebten und wir immer erfahrene Menschen an unserer Seite hatten, die uns kannten, und uns jederzeit Rat geben konnten, und dass wir niemals einsam waren. Das Pflegen der Gemeinschaft hat den Schwachen unterstützt und den starken „Rumpler“ gemäßigt. Jeder hatte eine Aufgabe, jeder wurde gebraucht, und sei es zum Kartoffeln schälen oder Kinder aufpassen. Jeder konnte eine Erfahrung zum Wissen der Gemeinschaft beitragen, die so weise entscheiden konnte. Es gab klare Moralvorstellungen, die allerdings auch wiederum Leid durch übertriebene Glaubensvorstellungen hervorbrachte. Wir hatten damals mehr Schicksale hinzunehmen, heute sind wir einsam und durch bunte Medien verwirrt.
Sie sind nicht allein
Wenn Sie das Gefühl haben, dass ihre Seele zur Zeit aus dem Gleichgewicht ist und sie sich unglücklich fühlen, dann müssen Sie wissen, dass Sie mit ihren Sorgen und Problemen nicht allein sind. `Unter jedem Dach ein Ach´ oder `Jeder muss sein Päcklein tragen´ sind Spruchweisheiten aus dem Volk, die in den letzten Jahrhunderten entstanden sind. Unter Freunden, in der Gemeinschaft, in einer Gruppe wird sich herausstellen, dass bereits einige Mitmenschen mit ähnlichen Sorgen zu tun hatten oder haben und ihnen Kraft bringende Ratschläge erteilen können.
Krisen bedeuten Chancen
Jede Depression bedeutet eine Lebenskrise. Das Leben sieht sich dazu veranlasst, Veränderungen zu suchen. Damit es danach mit den Lebensumständen besser geht. Wir haben zahlreiche liebe Mitmenschen aber auch viele professionelle Helfer in unserem Land, die uns in unseren verschiedenen und manchmal verzwickten Lebenslagen helfen, unsere Mitte wieder zu finden, um Kraft zu schöpfen, um dann die neuen Chancen, wahrzunehmen und anzugehen.
Unser Seelengarten
Unsere Seele ist vergleichbar mit einem Garten. In jedem Garten gibt es gesunde blühende Pflanzen, aber auch solche, die welken. Wir sind dazu geneigt, den welken Anteil dauernd zu betrachten. Das nährt unsere destruktiven Gedanken. Wir bemerken die schönen Blumen nicht, die doch auch da sind. Wenden wir unsere Aufmerksamkeit den Blumen und dem Wachstum zu, werden wir bemerken, wie schön es doch eigentlich bei uns ist. Beide Anteile, blühend und welk, sind also stets in unserem Leben vorhanden. Unsere Gemütsverfassung hängt davon ab, welchen Teil wir mit Achtsamkeit betrachten.
Erst durch Krankheit und schwere Schicksalsschläge bemerken viele Menschen, dass sie doch davor eigentlich glücklich waren, es aber nie bemerkt und auch nie kultiviert haben. In den Zeiten, in denen wir und unsere Angehörigen gesund sind, ein Dach über dem Kopf haben, genug zu essen, sollten wir für diese Zeiten dankbar und froh sein. Denn es kann sich schnell ändern.
Wenn Sie auf jemanden wütend sind, dann stellen sie sich vor, wie Sie heute diesen Mitmenschen umarmen und wie es 300 Jahre später aussieht. Sie und der Mitmensch ist dann nicht mehr da. Also schließen sie Frieden und seien froh, dass beide hier auf Erden sind.
Wir haben Lungen, in denen der lebendige Atem ein- und ausströmt, wir können spüren, dass wir leben. Das ist ein Wunder! Wir haben Augen, die die Schönheit der Natur bewundern können, wir haben einen Geschmack, der die Köstlichkeit der Speisen genießen kann, wir haben Beine, die uns Freiheit verleihen, wir haben einen Verstand, der die Wunder der Natur erkunden kann, wir haben eine Seele, die Trauer und Sehnsucht, aber auch Glück und Freude empfinden kann.
Der Sinn dieses Lebens ist das Leben selbst
Und zwar jetzt, und nicht erst, wenn wir unseren Traumpartner, unser Traumhaus, unseren Traumjob und unser Traumkonto haben. Morgen kann schon alles anders sein, also nehmen wir das lebendige Leben in uns jetzt wahr und gestalten unseren Alltag mit vielen kleinen Dingen so nett wie möglich.
Nehmen Sie Ihr Leben in die Hand
Wenn Du eine helfende Hand suchst, dann findest Du sie am Ende Deines Armes. Letztendlich sind Sie allein für Ihr Leben verantwortlich.
Ein Opfer bleibt nur solang Opfer, solange es das Spiel des Täters mitspielt! Keine Konstellation des Lebens muss ewig bestehen! Wenn eine Situation für Sie selbst und für andere unmittelbar Beteiligte Unglück bringt, dann sollte daran etwas geändert werden, damit freier Atem, Frieden und Glück wieder möglich wird.
Im Hier und Jetzt sein
Es heißt: da ich denke, also bin ich. Jedoch wenn ich ständig denke, bin ich im jetzigen Augenblick tatsächlich nicht präsent, sondern bin in meinen Gedanken verloren. Man müsste eher sagen: weil ich denke, bin ich nicht! Wir verpassen unsere Verabredung mit dem tatsächlichen Leben, im Hier und Jetzt, wenn wir ständig denken. Ein köstliches Essen nehmen wir nicht wahr, wenn wir im Gespräch verwickelt sind, ein schönes Naturereignis sehen wir nicht, wenn wir uns von unseren Sorgen ständig einnebeln lassen, wir sind für unseren Partner nicht wirklich präsent, wenn wir über unsere Partnerschaft nachgrübeln.
Mitgefühl und Verständnis entwickeln
Als Betroffene sehen wir uns immer als Opfer. Wenn wir die Umstände als auch die Gegenseite neutral, klar und tief betrachten, können wir erkennen, warum die Situation so ist, wie sie ist. Für diese Erkenntnisse benötigen wir manchmal die Hilfe. Solche eingehende Betrachtungen sind mitunter schwierig und schmerzvoll, denn manchmal wird unsere Mitschuld daran erkennbar. Bleiben wir aber in der geglaubten Opferrolle erstarrt, dann wohnt in uns Aggression, Hass, Neid und Missgunst. Diese Emotionen aber bringen nicht nur uns sehr viel Leid, sondern auch den Mitmenschen. So verursachen wir selbst wieder neues Leid in dieser Welt und ernten für unsere Seele nur Unglück.
In Achtsamkeit leben
Wenn ein Tier unter der Sonne zu verbrennen droht, dann geht es einfach in den Schatten. Wir Menschen aber bleiben in der Sonne und machen uns Gedanken darüber, warum wir in der Sonne jetzt verbrennen. Die Lösung wäre doch so einfach. Ohne nachzudenken ist ein Tier gegenüber sich selbst achtsam. Wenn ihm eine Gliedmaße schmerzt, dann schont es sie, wenn es müde ist, dann legt es sich hin usw. In unserer Lebensstruktur ist es immer schwieriger geworden nach momentanen Bedürfnissen zu leben, jedoch bis zu einem gewissen Rahmen ist es möglich. Unserem eigenen Körper gebührt Achtsamkeit. Seien sie gut zu ihrem Körper.
Den Glauben festigen
Jede Hochreligion dieser Erde hat letztendlich die gleichen Bestrebungen: Ruhe und Geborgenheit für den menschlichen Geist, Verständnis und Mitgefühl füreinander, Frieden und Gesundheit für alle.
Menschen mit einem gefestigten Glauben, gleich welcher Religion, strahlen eine innere Zufriedenheit aus. Menschen, die sich jeglicher Glaubensrichtung abgeschworen haben, scheinen in ihrer Tiefe leer. Sich zeitweise intensiv mit religiösen Themen zu beschäftigen fördert nicht nur den Intellekt, sondern man kann in der Religion viele tiefgehende Fragen für seine Seele beantworten.
Jede menschliche Kultur gleich welcher Herkunft lebte schon immer eine Religion, da es ein natürliches Bestreben des menschliches Geistes ist, eine Verbundenheit zu übergeordneten Lebenskräften aufzubauen. Diese Verbundenheit schafft Kraft und inneren Frieden, der anderen Menschen Halt gibt.

